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18. Januar 2009

Erwachen

erwacht Der Regen in Schottland unterscheidet sich von dem anderswo. Hier sind es die Tränen der Götter, die von der Schönheit ihres eigenen Werkes überwältigt werden. So sagen es die Geschichten der alten Fischer hier an der Küste der Isle of Lewis.

 

 

Er hatte schon lange nichts Anständiges mehr zu Papier gebracht. Abgesehen von einigen unsortierten Gedanken und diversen Vierzeilern. Aber das war bloß Teil seines alltäglichen Erlebens. Nichts also womit man seinen Lebensunterhalt hätte bestreiten können. Und da saß er nun. An seinem alten, großen Schreibtisch. In sich zusammen gesunken, auf ein leeres Blatt Papier starrend. Papier ist geduldig. Aber nicht wenn es darauf wartet gefüllt zu werden.

Das gewaltige Rauschen des nahe gelegenen Atlantiks vermischt sich mit dem Knistern des Kamins zu einem Klang, der ihn nun wie Äther zu benebeln scheint. Und so legt er seinen Kopf auf den Tisch und sieht durch das Fenster aufs Meer hinaus. Er ist schon lange so unsagbar müde. Er seufzt noch einige Male bis der Schlaf behutsam wie entschlossen nach ihm greift.

Er öffnet die Augen. Reibt sich das zerknautschte Gesicht. Er friert. Es ist kalt geworden. Das Feuer ist aus, und draußen ist bereits tiefste Nacht. Nach wie vor singt die Brandung ihr unüberhörbares Lied. Wie lange war er weg getreten? Und was war das für ein merkwürdiger Traum? Noch immer hatte er ihren Duft in der Nase. Spürte ihr seidiges Haar auf seinem Gesicht.

Verdammt, es ist kalt. Er quält sich aus seinem Stuhl und beginnt ein neues Feuer zu machen. Er schichtet das Holz und nimmt das Blatt Papier vom Tisch. Zündet es an, und hält es unters Holz. Allmählich wird es wieder behaglich in seiner Bleibe. Während er gebannt in den Kamin starrt, muss er an diese liebevollen braunen Augen denken. An den Blick, der ihn so tief berührte. Und der ihn so viel mehr wärmte, als es dieses wunderschöne Feuer jemals könnte.

Er legt noch etwas Holz in den Kamin und setzt sich zurück an seinen Tisch. Nimmt ein neues Blatt Papier und legt es vor sich hin. Es ist still geworden. Das Meer beruhigt sich bis nur noch das Knistern des Kamins zu hören ist. Und hier und da das Rufen des leeren Blattes Papier.